Das Comeback des Neurotikers: „Monk“ geht noch mal auf Mördersuche (2024)

Kultkrimi kehrt nach 15 Jahren zurück

Das Comeback des Neurotikers: „Monk“ geht noch mal auf Mördersuche

Das Comeback des Neurotikers: „Monk“ geht noch mal auf Mördersuche (1)

Rückkehr nach fast 15Jahren: Adrian Monk (Tony Shalhoub, 3.v.r.) mit seiner verstorbenen Frau Trudy (Melora Hardin, 4.v.r.) und den Geistern der Ermordeten, deren Mörder er überführte. Szene aus dem Film „Mr. Monks letzter Fall“.

Quelle: Steve Wilkie/PEAco*ck

Mit den Memoiren geht’s nicht voran, dann stirbt auch noch der Bräutigam seiner Tochter. 15Jahre nach dem Ende der Kultserie muss der Vorzeigeneurotiker Monk in „Mr. Monks letzter Fall“ noch einmal auf Mörderjagd gehen. Seine Ticks sind nicht weniger geworden.

Adrian Monk geht es gut nach all den Jahren – eigentlich. Seine Stieftochter Molly will heiraten, er möchte ihr die Hochzeit gern finanzieren. Er ist ein liebender Vater und arbeitet an seiner Autobiografie – vielversprechend, schließlich hat er damals in seiner Karriere 140 Mörder dingfest gemacht. Zehn Jahre schon sind die Memoiren am Werden, Monk wird nicht fertig, er hat fünf Redakteure und zwei Ghostwriter verschlissen. Das Manuskript ist dick wie die Bibel, aber Monk ist Monk – er stutzt einen Mordfall auf eine Seite zusammen, kann sich schon mal auf neun Seiten den Vorzügen eines Staubsaugers des Mörders widmen. Jedem ist eben was anderes wichtig.

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Der Verlegerin auch. Sie kann‘s nicht mehr ertragen. Nach zehn Jahren Stress kippt sie das Buchvorhaben des Starkriminalers. Der zur Hochzeit benötigte Vorschuss soll zurückerstattet werden. Ab jetzt sollen die Anwälte übernehmen.

Sie kennen Monk nicht, aber Sie haben vom „inneren Monk“ gehört

Was, Sie kennen Monk nicht? Aber Sie haben in Ihrem Bekanntenkreis bestimmt schon mal jemanden von seinem „inneren Monk“ reden hören. Das bezeichnet das Wesen in einem, das man davon abhalten muss, ungefragt den Fussel am Jackett seines Chefs zu entfernen, das Wesen, das einen beim Supermarkt 70-mal einparken lässt, bis das Auto hundertprozentig parallel zu den Parkmarkierungen steht, und das einen überall und sogar im Museum trotz des drohenden Alarms zwanghaft Bilder geraderücken lässt. Das Wesen, das erst Ruhe gibt, wenn alles perfekt strukturiert und sortiert ist.

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Dieser „innere Monk“ wurde von der Serienfigur Adrian Monk abgeleitet, die in dem neue Film ein Comeback feiert. 125 Folgen lang, von 2002 bis 2009, war sein Darsteller Tony Shalhoub einer der großen TV-Stars. Weil sein Monk ob seiner Sherlock-hoch-zwei-Macken für einen Trottel gehalten wurde und dabei doch ein Genie war. Ähnlich war das ab den späten Sechzigerjahren (in Deutschland erst in den Siebzigern) mit dem Trenchcoat-Schussel Columbo gewesen. Brillante Underdogs wecken im Zuschauer verlässlich Zuneigung und Solidarität.

Monk und Columbo sind die Beweise, dass gutes Aussehen, perfekte Manieren und tolle Klamotten im Krimigewese nicht alles sind. „Monk“ brachte Shalhoub drei Emmys (einen vierten gab’s zuletzt für seine Rolle des Vaters der „fabelhaften Mrs. Maisel“).

Alle gehen jetzt raus, andere Leute kommen rein und erzählen mir etwas anderes.

Warum Monk so dysfunktional ist? Seine Frau wurde einst umgebracht. Schock und Trauma kosteten den einstigen Polizisten seine Stelle beim Morddezernat. Als Privatdetektiv konnte er den persönlichen Fall erst in der letzten Folge seiner Serie lösen.

Gleich zu Beginn des fast 100-minütigen Films wird klar, dass die Störung des Helden mit dem faltigen Gesicht und der beigegrauen Großvatergarderobe kaum besser geworden ist. Die Kündigung seitens der Verlegerin kontert er mit dem Monk-typischen, durchaus ernst gemeinten Vorschlag einer Alternative: „Alle gehen jetzt raus, andere Leute kommen rein und erzählen mir etwas anderes.“

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Dann stirbt Mollys Zukünftiger beim Bungeespringen – das Seil war für seine Körpermaße sechs Fuß zu lang. Zunächst gibt es keine Verbindung zu dem Multimilliardär Rick Eden, den der Journalist bei einem Interview mit einem Mordvorwurf konfrontiert hatte. „Er ist freiwillig auf die Brücke gegangen“, sagt Monk. „Eden war‘s“, ist sich Molly sicher. Also macht sich Monk auf Spurensuche und entdeckt Ungereimtheiten.

Andy Breckman will seinen Antihelden noch mal richtig feiern

Wie in den späten „Columbo“-Folgen mehr der knittrig-schrullige Inspektor im Mittelpunkt stand als der aktuelle Fall oder sich die Serie „Schimanski“ anders als die „Tatort“-Folgen mit dem Duisburger Kommissar auf die prustende Virilität des Mannsbilds – jetzt ein freier Ermittler – konzentrierte, ist auch in „Mister Monks letzter Fall“ die Geschichte eher zweitrangig. „Monk“-Erfinder Andy Breckman hat das Comeback geschrieben. Und es ging auch ihm sichtlich darum, seinen Antihelden noch mal richtig zu feiern.

Wie Monk sich nur schwer von einer 20-Dollar-Note als Trinkgeld für einen Kurier trennen kann (er hat gerade keine kleineren Scheine), muss man denn auch gesehen haben. Auch wie er aus Corona-Angst seinen eigenen Desinfektionsmittelspender durch die Gegend schiebt und eifersüchtig hütet.

Viele Serienfiguren an Bord - Fans werden von Nostalgie geflutet

Die anderen sind auch wieder dabei: seine Assistentin Natalie Teeger (Traylor Howard), die stets versucht hat, Monk die Phobien auszutreiben. Sein einstiger Polizeichef Leland Stottlemeyer (der als Mörder Jame Gumb in „Das Schweigen der Lämmer bekannt gewordene Ted Levine), der jetzt Securitychef von Eden ist, Randy Disher (Jason Gray-Stanford), Stottlemeyers früherer Gehilfe, zu dessen Hobbys es gehörte, gesuchten Mördern einen Spitznamen zu verpassen. Und Dr. Bell (Héctor Elizondo), Monks Therapeut, sitzt auch wieder im Sessel. Fans der Serie können sich von Nostalgie fluten lassen.

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Der von James Purefoy gespielte superreiche Eden, der mit seiner eigenen Rakete auf Teufel komm raus in den Weltraum will und im Weg Stehende aus demselben räumt, ist ein papierner Charakter gegenüber Jon Hamms Space-süchtigem Fantastilliardär Paul Marks in der Apple-TV+-Serie „The Morning Show“, der zu einem wirklich knallharten und furchterregenden Gegenspieler avancierte.

Monk kann tote Menschen sehen – und sie helfen ihm

Wichtiger als das diesseitige Mordgewese ist aber sowieso ein Besuch aus dem Jenseits. Monk sieht seine tote Trudy (Melora Hardin), die ihn nach dem gescheiterten Buchprojekt erst mal davon abhält, aus dem Verlagshochhaus zu springen. Schon in der dritten Staffel hatte er Trudy in der Folge „Mr. Monk Takes His Medicine“ gesehen, nachdem er ihr altes Kissen aus dem Wandschrank geholt hatte. Trudy ist auch als Geist gealtert, aber immer noch wunderschön. Sie sorgt für Monks Stabilität bei der Arbeit, für sentimentale Momente und bringt am Ende auch noch ein paar wichtige Gäste mit.

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Jedenfalls ist die Komödie im Comeback überaus gelungen, der Krimi eher von der Stange. Die Macher setzen ganz auf die Zugkraft ihres alten Helden und lassen sich trotz des Titels Fortsetzungen offen – zu Sherlock Monk gesellt sich am Ende auch noch ein echter Watson.

Mit der „letzte Fall“ kann ja immer auch der „jüngste Fall“ gemeint sein.

„Mr. Monks letzter Fall“, 97 Minuten, Regie: Randy Zisk, Drehbuch: Andy Breckman, mit Tony Shalhoub, Caitlin McGee, Ted Levine, Traylor Howard, Melora Hardin, Jason Gray-Stanford, Héctor Elizondo, James Purefoy (ab 2. Februar 2024 bei Magenta TV)

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